„Mit der sitzenden Lebensweise und ihren schädlichen Auswirkungen sind wir Zeugen der Entstehung eines neuen gesellschaftlichen Zustands.“

Der Sommer 2024 wird uns als ein Moment kollektiver Gnade in Erinnerung bleiben. Die Leistungen unserer Athleten bei den Olympischen Spielen, die Begeisterung der Bevölkerung und die Schönheit der Zeremonien schienen einen tiefgreifenden Wandel unseres Lebensstils einzuläuten. Es war berechtigt zu hoffen, dass diese sportliche Begeisterung die Franzosen massiv dazu ermutigen würde, ihre Turnschuhe zu schnüren und wieder körperlich aktiv zu werden. Die Zahlen zum Schuljahresbeginn 2024 haben diese Illusionen zerstreut: Laut dem Nationalen Institut für Jugend und Volksbildung (INJEP) stiegen die Sportlizenzen nur um 5 %. Sicherlich ein aufregender Moment, aber lächerlich im Vergleich zum Ausmaß einer schweren Gesundheitskrise, deren Ausmaß wir noch immer kaum beziffern können.
Die Daten der französischen Nationalen Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt- und Arbeitsschutz (ANSES) sprechen eine eindeutige Sprache : 95 % der erwachsenen französischen Bevölkerung laufen Gefahr, ihren Gesundheitszustand aufgrund mangelnder körperlicher Aktivität zu verschlechtern. Obwohl wir noch nie so viel Freizeit hatten, stagniert die körperliche Aktivität seit Jahrzehnten. Dieser stark sitzende Lebensstil ist laut Injep ein entscheidender Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit und psychische Störungen.
Tatsächlich erleben wir die Entstehung einer neuen sozialen Situation. Gestern betraf die Brutalisierung des Körpers vor allem Fabrikarbeiter; heute betrifft sie alle Bürger. Unser Lebensstil übt eine beispiellose Gewalt auf unseren Organismus aus und erschöpft unseren Körper durch Bewegungslosigkeit, wie einst durch körperliche Anstrengung.
Diese neue Situation reproduziert und verstärkt traditionelle Ungleichheiten: Erwachsene mit niedrigem Bildungsniveau und Personen unter 45 Jahren sind am stärksten von einem sitzenden Lebensstil betroffen, während Personen mit höherer Bildung eher ein den Empfehlungen entsprechendes Aktivitätsniveau beibehalten. Ein sitzender Lebensstil wird zu einem Klassenmerkmal und offenbart eine Kluft zwischen denen, die über die kulturellen und wirtschaftlichen Mittel verfügen, um gesund zu bleiben, und denen, denen dies nicht möglich ist.
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Le Monde